Wir machen aus Träumen Geschäftskonzepte- Interview mit einem Gründungsberater

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Wir machen aus Träumen Geschäftskonzepte- Interview mit einem Gründungsberater

Gründung. Das ist schon ein spannendes Thema.

Gordon Gemein ist ein Gründungsberater, der  seit Oktober 2018 in Kempen arbeitet. Ich durfte ihm einen Besuch abstatten, um ihn zu interviewen. Er hat sich viel Zeit genommen, wofür ich mich an dieser Stelle noch einmal bedanken möchte.

Die Ergebnisse findet ihr hier in einem Fragenkatalog:

Was genau macht ein Gründungsberater? Zuerst mal sollte man sagen, dass viele diesen Beruf gar nicht kennen. Sie wissen nicht, dass es Leute gibt, die ihnen helfen, selbstständig zu werden. 

Ein Gründungsberater fängt damit an, den Kunden und das jeweilige Vorhaben zu verstehen und zu analysieren. Zuerst wird ein Plan aufgestellt, der immer konkreter wird. Dabei begleitet einen der Gründungsberater. Er begleitet den Kunden zu Ämtern, zur Bank oder zu Vermietern. Das kommt immer ganz auf das jeweilige Vorhaben an. 

Man kann sich ihn in der Position eines Lehrers, Mentors und Coach vorstellen. Im Coaching werden dem Kunden Fragen gestellt, die ihn dazu bringen nachzudenken. Ein Coach bringt nicht selber direkt die Antwort, sondern erfragt Sachen, damit der Kunde anfängt zu überlegen. 

Nachdem die sogenannte ,,Reflektionsrunde” vorbei ist, beginnt die Beratung. An dieser Stelle wird dem Kunden gesagt, wie er aus Sicht des Gründungsberaters fortfahren sollte. Dabei geht es um eine individuelle Handlungsempfehlung. 

An letzter Stelle steht die Schulung. Das dient dazu, dass der Kunde auf spätere Situationen vorbereitet ist, von denen er anfangs womöglich noch nichts weiß. 

Was macht den Beruf so besonders? Bei der Gründungsberatung kommen Leute an, die eine Idee haben, aber nicht wissen wie es geht. Und diese Idee verändert deren Leben.  Die bekommen daraus nicht nur einen einfachen Job, sondern bekommen ihren Lebensinhalt.
Oder eher gesagt: die Umsetzung der Idee verändert das Leben der Kunden. Selbständigkeit ist so etwas wie Selbstverwirklichung. Und diese Veränderung der Leute zu sehen ist eine ganz tolle Sache. 

Warum ist die Ausbildung so interessant? Eigentlich gibt es kein Studium zum Gründungsberater. Aber es gibt Studienrichtungen, die gewisse Fähigkeiten vermitteln, die helfen können . Wie zum Beispiel Betriebswirtschaftslehre. 

Zusätzlich kannst du eine Coach- oder Berater-Ausbildung machen. Die Coach Ausbildung ist allerdings sehr spezifisch. 

Was ist daran eigentlich so interessant? Im BWL-Studium lernst du, wie du ein gesamtes Unternehmen aufbaust, verstehst und leitest. Es ist halt der Unterschied zu fast allen anderen Studiengängen. Alle anderen beschäftigen sich nur mit einem Teil, während ein BWLer lernt, quasi das Dach über alles zu bauen. Es ist also so spannend durch die verschiedenen Teile, die man lernt. Man befasst sich nicht nur mit einem Teil, sondern sieht das Ganze.

Das Betriebswirtschaftsstudium insgesamt dauert 3 Jahre, bis man den Bachelor absolviert. Und man kann dann nochmal 2 Jahre drauf setzen für einen Master-Abschluss. 

Was sollte man als Gründungsberater gut können? Als Berater hat man immer die Aufgabe, eine Situation zu verstehen. Dann Schwachstellen oder Probleme sowie Handlungspotenziale herauszufinden, um schließlich Handlungsempfehlungen zu geben. Und damit ergeben sich schon die ersten wesentlichen Punkte, was man können muss: man muss die individuelle Situation eines Menschen verstehen können. 

Kleine Zusatzinfo: Jeder kann Berater werden. Das ist kein geschützter Beruf. Du könntest morgen ein Gewerbe anmelden. Aber ob du damit Erfolg hast, ist die andere Sache.

Welche lustigen Ideen können vorkommen? Es kommen Leute in die Beratung, die früher oder später merken, dass eine Selbstständigkeit nichts für sie ist. 

Beispiele:

Einmal kam es vor, dass ein 22 jähriger Mann in die Beratung kam, der Fensterputzer werden wollte. Aber er hatte keinen Führerschein. Dann wurde er gefragt, wie er denn dann zu seinen Kunden kommen würde. Darauf hat er geantwortet, dass er sich die Leiter unter den Arm packt und in den Bus steigen würde. 

Die nächste Idee war so absurd und genial durchdacht zugleich, dass der Kunde tatsächlich einen Kredit von der Bank bekommen hat. Die Idee war die Beschriftung von Schnürsenkeln. 

Eine weitere Idee war zum Beispiel die Steinheilkunde mit Yoga bei einer Dame im Wohnzimmer. 

Ein anderer hat eine App programmieren lassen. Mit dieser App kann man sich Freunde suchen. Der Mann wurde gerade selber Vater und hat gemerkt, dass sich der Freundeskreis verändert. Also hat er versucht, neue Freunde zu finden, was allerdings ziemlich schwierig war. Und dann hat er halt diese App entwickelt, wo junge Familien dann neue Leute finden können. 

Alltägliche Situationen? Als Gründungsberater sollte man flexibel sein, denn teilweise arbeitet man auch samstags. Das hat aber mehr etwas mit dem Unternehmen an sich zu tun als mit dem Alltag.

Gründer haben in der Regel sehr viel Selbstbewusstsein. Und im Laufe des Gesprächs merkt man erst, wie viel sie eigentlich noch gar nicht wissen. Ab diesem Moment kriegen sie Respekt vor der Situation. Das ist eine alltägliche Situation, die immer wieder vorkommt. Und hier kann ein Gründungsberater helfen.

Wie viele Menschen gründen am Ende wirklich? Tatsächlich gründen 20% der Menschen nicht. Das kann aus verschiedenen Gründen vorkommen. Zum Beispiel aus finanziellen oder familiären Gründen. Manchmal ist man aber auch selbst der Grund. Wenn zum Beispiel die notwendigen Fähigkeiten fehlen. 

Beispiel: Eine Friseurin wollte sich selbstständig machen, aber wollte den Laden alleine führen. Das kann vor allem aus finanziellen Gründen nicht funktionieren.

Oder aber die Fähigkeiten fehlten: Eine junge Frau wollte eine Eisdiele eröffnen, ohne jegliche Ausbildung oder Erfahrung. Sie hatte als Jugendliche mal in einer Eisdiele ausgeholfen und fand das Eis so lecker.

Wie können auch Schüler ein Unternehmen eröffnen? Das ist wirklich spannend. Weil man ist ja nicht voll geschäftsfähig ist, bis man das 18. Lebensjahr vollendet. Das heißt, man darf noch nicht alleine unterschreiben, ohne die Zustimmung deiner Eltern. Aber wenn du selber ein Unternehmen anmeldest, dann gibt es die Möglichkeit, dass du im Rahmen des Unternehmens schon früher geschäftsfähig wirst. Das läuft über eine Genehmigung des Familiengerichtes. 

Viele umgehen aber den schwierigen Weg über das Familiengericht und die Eltern melden das Gewerbe an. Und im Alter von 18 wird das dann überschrieben. 

Man muss aber sagen, dass es sehr selten vorkommt, dass ein Jugendlicher gründet, weil die notwendigen Kenntnisse noch nicht aufgebaut werden konnten.


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